Freinacht

April 30, 2007

Heute abend war ich joggen. Das ist nichts ungewöhnliches und soll auch nicht das Thema dieses Eintrags werden, aber es ist gewissermaßen der Auslöser dafür. Als ich nämlich schon fast wieder zu hause war, kamen mir drei Jungs im Alter von sieben bis acht Jahren entgegen. Sie tuschelten und machten sich am Gartentor meiner Nachbarin zu schaffen. Was sie da taten, konnte ich nicht sehen, aber als ich näher kam, ließen sie plötzlich von dem Tor ab und gingen weiter. Dabei hörte ich noch folgende Worte: „Ist doch egal. Ist doch Freinacht!“ Aha, Freinacht… Der Begriff ist doch vorhin schon im Radio immer wieder gefallen. Bis vor einem Jahr war mir dieses Wort noch völlig unbekannt und bis jetzt habe ich nicht weiter gefragt, was es bedeutet, doch nun bin ich neugierig geworden.

Vor einem Jahr bin ich am Morgen des 1. Mai nichtsahnend nach draußen gegangen und habe mich ziemlich gewundert, als ich mit Klopapier und Rasierschaum verzierte Autos sah. Auch Briefkästen und Türen waren über Nacht besprüht und beklebt worden. Erst später habe ich erfahren, dass dieser Schabernack ein Brauch ist, den man in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai treibt. Ich als Hamburger Fischkopp wusste zuvor nur vom Tanz in den Mai, den man in dieser Nacht feiert.

Heute nacht ist es also wieder soweit und nun möchte ich doch genauer wissen, was es mit der Freinacht auf sich hat. Also schnell mal gegooglet und ein paar Wissenswertigkeiten herausgefunden:

Die Freinacht war in der Vergangenheit den ledigen Burschen vorbehalten, die sich einen Spaß daraus machten, Gartentüren und -tore auszuhängen und woanders zu deponieren oder Blumentröge, Hausbänke, nicht abgeschlossene Fahrräder usw. zu „verziehen“ oder mit Gartenmöbeln aus diversen Vorgärten neue Ensembles auf dem Kirch- oder Dorfplatz zu gestalten. Sehr beliebt war es auch, eine „Spur“ von „ihm“ zu „ihr“ zu legen. Entweder verwendete man dafür Sägemehl oder malte als Verbindung zwischen den beiden Häusern einen weißen Farbstrich auf die Straße, der – zum großen Bedauern der Betroffenen – weit über den 1. Mai hinaus hielt. Solche Lektionen waren für die beteiligten Parteien in der Regel schwer zu verkraften, vor allem, wenn die Beziehung noch nicht öffentlich war. Manchmal nutzten die Jugendlichen die Freinacht auch dafür, Ereignisse aus dem Gemeindeleben oder die verantwortlichen Lokalpolitiker zu karikieren. So wurden z. B. Ortsschilder mit Spottnamen überklebt oder an den Rathäusern Transparente mit frechen Versen angebracht. (Quelle: Heimat Bayern)

Die Herkunft dieses Brauchs ist jedoch nicht eindeutig festzustellen:

Die Herkunft all dieser Bräuche ist so verwirrend und vielfältig wie diese selbst: Im Kalender der Kelten, der nur zwei Jahreszeiten kannte, war der 1. Mai der Übergang vom Winter zum Sommer – ein Anlass für wilde Feste und schaurige Blutopfer. Die Germanen wollen in dieser Nacht ihre Göttin Freia beobachtet haben, wie sie mit Wotan den Frühling zeugte.

In christlicher Zeit hat die Volksheilige Walburga (oder Walpurgis) der Freia den Rang abgelaufen: Die um 710 in England geborene Äbtissin des Klosters Heidenheim in Franken galt als Beschützerin vor Zauberpraktiken und bewahrte Mensch und Vieh vor den Umtrieben der Hexen. Termin ihrer Heiligsprechung: Der 1. Mai.

Das Umschlagen von Hexenzauberkult in profanen Schabernack dürfte ein weltlicher Termin befördert haben: Vor der Musterung und dem Beginn des Militärdienstes am 1. Mai war jetzt die letzte Gelegenheit, unbeschadet über die Stränge zu schlagen. (Quelle: BR-online)

Daneben liest man aber auch immer wieder von einem Ausarten der Freinacht und daraus hervorgehenden Sachbeschädigungen. Mal sehen, wie es morgen auf den Straßen aussieht. Ich bin gespannt…

Bodhidharma das Brot?

April 15, 2007

Ich las gerade nichtsahnend den Schnellkurs Japan von Dumont, als ich im Kapitel über Buddhismus eine spannende Entdeckung machte:

 

Ich fand eine Abbildung, die Bodhidharma zeigte. Soweit noch nichts ungewöhnliches, aber während ich die Bildunterschrift las, kam mir ein verrückter Gedanke in den Sinn. Dort stand, dass der indische Mönch Bodhidharma (japanischer Name Daruma) 527 n. Chr. in China jahrelang vor einer Wand versunken meditierte.

Versunken… vor einer Wand… Wand!? Ich schaute mir das Portrait noch einmal an. Die Augen des Daruma, die tiefe Stirnfalte… Das kam mir irgendwie bekannt vor. Bestand da nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit Bernd das Brot? Ist Bernd das Brot eine Reinkarnation des Daruma? Vergleicht selbst:

Bernd das Brot Daruma

Ja gut, die Ähnlichkeit muss jetzt noch nichts heißen, aber was ist die Lieblingsbeschäftigung von Bernd das Brot? Richtig! Er starrt seine Rauhfasertapete an, mit anderen Worten, seine Wand!! Also wenn das jetzt mal kein Zufall ist…

Außerdem ist überliefert, dass Daruma während seiner Meditation vor der Wand Arme und Beine verlor. Dies ist der Grund für die extremitätenlose Gestalt der japanischen Glücks-Daruma, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Könnte es auch der Grund für Berndis fehlenden Arme und Beine sein? Schließlich hat er nur Hände und Füße…

Und erinnert ihr euch an seinen verzweifelten Versuch, aus dem Fernseher zu laufen, aber jedesmal wenn Bernd auf der einen Seite den Bildschirm verließ, tauchte er auf der anderen Seite wieder auf? Ein Hinweis auf den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt?? Versucht Bernd das Brot diesem durch Wandmeditation zu entfliehen, wie er es vor fast 1500 Jahren schon einmal als Bodhidharma gemacht hat??? Schon möglich oder…?

Camping-Romantik

April 10, 2007

Ostern auf dem Campingplatz. Das machen wir schon seit Jahren. Eigentlich meine ganze Kindheit lang und dieses Jahr natürlich auch. Unser Wohnwagen steht auf einem Campingplatz in der Lüneburger Heide, nahe Soltau, umgeben von hohen Kiefern, die bis hoch in die Kronen kahl sind, mindestens einen Ast haben, der im Winter unter Schneelasten ächzend die darunter stehenden Wohnwagen bedroht, und trotzdem nicht gefällt werden dürfen, weil sie unter Naturschutz stehen. Hier suchen Dauer- und Durchgangscamper Ruhe und Erholung in der Natur ohne übermäßigen Schnickschnack.

Naja, das mit dem Schnickschnack hat sich über die Jahre gewandelt. Immer mehr Plätze werden mit allem erdenklichen Tüdelkram ausgeschmückt und Gartenzwerge sind da noch die zurückhaltendsten Dekorationsobjekte. Während auf der einen Seite eine Eisenbahn lediglich den ganzen Platz umrundet, entstehen auf der anderen Seite ganze Miniaturdörfer inklusive See und Seilbahn.

Was die aktuelle Wohnwagenmode angeht, scheinen die seit dem Pappschnee-Winter vor ein paar Jahren weit verbreiteten Überdach-Konstruktionen aus Aluminium und PVC durch Holzverkleidungen ersetzt zu werden. Oft wird gleich die gesamte Wohnwagen-Vorzelt-Kombination in Holz gehüllt, so dass aus Camping eher Schrebergarten wird.

Die größte Neuerung erfährt die Camping-Idylle jedoch ein paar Meter außerhalb des Campingplatzes. Auf den Landstraßen stehen an mehreren Stellen Wohnmobile. Sie würden nicht weiter auffallen, wenn nicht Neonröhren und leuchtend rote Herzen in ihren Fenstern blinkten. Manchmal sieht man eine leicht bekleidete Frau rauchend hinter dem Steuer sitzen und warten. Manchmal steht ein Auto bzw. LKW neben dem Wohnmobil und die Rolläden sind heruntergezogen. Aber was dann im Inneren vor sich geht, kann man sich auch so schon denken. Scheinbar sind die Landstraßen zur Reeperbahn Niedersachsens geworden und verleihen dem Begriff der „sündigsten Meile der Welt“ eine neue Bedeutung, wobei hier wohl eher von Meilen gesprochen werden muss…

Soviel zur Camping-Romantik (°_~)

Reanimation

März 15, 2007

Der aufmerksame Blog-Leser wird es sicher bemerkt haben: Dieser Blog sieht verändert aus. Gut, viel hat sich nicht geändert. Ein anderes Design, ein anderer Titel… Warum? Darin zeigt sich lediglich, dass dieser Blog wiederbelebt wurde, nachdem er seit Weihnachten im Koma gelegen hatte… Von jetzt an versuche ich, ihn wieder aufzupäppeln und ihm zur völligen Genesung zu verhelfen. Deshalb will ich in den nächsten Einträgen einfach versuchen, die Lücke zu füllen, die in meinem Blog entstanden ist und einfach ein paar Einträge zurückdatieren, um letztendlich an die Gegenwart anzuschließen, die sich von da ab hoffentlich nahtlos in die Zukunft einfügt.

Wir befinden uns also ab jetzt auf einer Reise in die Vergangenheit, auch wenn Stephen Hawking nun einwenden würde, dass solche Reisen nicht möglich sind. Tun wir doch einfach so, als würden wir seine imaginäre Zeit verstehen und sie dazu nutzen, uns doch in der Zeit bewegen zu können. Schließlich brauchen wir dank Internet noch nicht einmal den Raum verlassen, da kann uns doch die Zeit nicht aufhalten oder?

…ein Stipendium haben dagegen sehr

Februar 13, 2007

Kurz nach der Zusage für die Uni Osaka bekam ich noch eine E-Mail, dass ich mich bei meinem Betreuer im Auslandsamt der LMU melden solle und außerdem wurde mir ein Professor als Gutachter zugeteilt. Zufälligerweise ist es eben derjenige Professor, der mich auch auf UI gebracht hat.

Ich telefonierte also mit dem Betreuer vom Auslandsamt und vereinbarte einen Termin, an dem ich meine OUSSEP-Unterlagen abholen sollte. Der Termin sollte am Dienstag, den 6. Februar sein…

Also traf ich mich am 6. Februar mit einem Freund, der für die Universität Tokyo ausgewählt wurde, beim Auslandsamt, um die Unterlagen abzuholen. Doch wir fanden stattdessen nur einen Zettel an der Tür zu seinem Büro, der eine Sondersprechstunde für die Japan-Bewerber am folgenden Freitag ankündigte. Gut, da kann man nichts machen…

Am Freitag trafen wir uns also wieder vor dem Büro, doch diesmal fanden wir weder den Betreuer noch einen Zettel vor und so fragten wir im Sekretariat des Auslandsamt, wo der Betreuer denn wäre. Leider wusste die Sekretärin nichts, riet uns aber, noch etwas zu warten, falls er kommen würde. So warteten wir etwa eine Stunde, aber niemand kam… Die Sekretärin wusste nach dieser Zeit auch noch nicht mehr, aber immerhin konnte sie uns schon ein paar Infos geben, was denn wahrscheinlich in den Bewerbungsunterlagen auf uns zukommen würde. Das hätte sie uns allerdings auch schon vor einer Stunde sagen können…

In der folgenden Woche das gleiche Spiel: Am Dienstag hing wiederein Zettel an der Bürotür, der uns wieder eine Sondersprechstunde am Freitag ankündigte. Oookaaay, soweit war das zwar nicht erfreulich, dass wir schon wieder umsonst gekommen waren, aber leider hatten wir beide auch am Freitag eine Klausur zu schreiben. Da auch keine Uhrzeit angegeben war, gingen wir also wieder ins Sekretariat, um genauer nachzufragen. Doch das erste, was wir zu hören bekamen, war, ob wir denn „auch zum ERASMUS-Infotreffen“ wollten und warum wir denn „auch nicht wüssten, wo wir dafür hin sollten“. Moment mal, wir wollen nicht zum ERASMUS-Infotreffen und wir wissen, wo wir hin sollen, nur ist dort nie jemand da… Müssen wir uns dann auch noch so anmotzen lassen?? Natürlich wusste mal wieder keiner im Sekretariat, was mit uns Japan-Bewerbern geschehen sollte und so mussten wir mal wieder unverrichteter Dinge vondannen ziehen…

Sollte das jetzt ewig so weiter gehen? Würden wir jemals unsere Unterlagen bekommen? So langsam liefen uns ja auch die Bewerbungsfristen ab, von denen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wussten, wann sie waren…

Ein Stipendium bekommen, ist nicht schwer…

Januar 26, 2007

Es hat tatsächlich geklappt!! *yay* Ich gehe im September nach Osaka!!! *whoohoooo*

Gut eine Woche mussten wir nach der Abgabe der Bewerbungsunterlagen warten, ob wir zum Auswahlgespräch eingeladen werden oder nicht. Jeden Tag wurden die Kommilitonen gefragt, ob einer schon eine Nachricht bekommen hätte und schnell war klar, dass die Auswahl für die Dozenten dieses Mal sehr schwer werden würde. Es hatten sich nämlich fast 30 Studenten um ein Stipendium beworben, wovon der Großteil aus dem 3. Semester kam, was recht ungewöhnlich ist. Normalerweise sollte man hier erst die Zwischenprüfung geschafft haben, um sich zu bewerben, aber in Ausnahmefällen wurden auch 3.-Semester für ein Stipendium ausgewählt. Doch das war bisher eher selten und nun eben so viele 3.-Semester-Bewerbungen…

Am 23.01. traf ich zufällig meinen Dozenten in der Tram-Bahn, der mich auch sogleich auf meine Bewerbung ansprach und mir bedeutete, dass sie wohl ganz gut angekommen wäre. Ich meinte darauf, dass ich ja immer noch keine Antwort bekommen hätte, doch mein Dozent riet mir, ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen… Und dann am Abend war es endlich so weit: In meinem Postfach eine E-Mail von meinem Japanisch-Lehrer, die mich zum Auswahlgespräch am 25.01. um 14:40 Uhr bestellte! Ich war also eine Runde weiter.

Das Problem war nur, dass ich in der Zeit des Auswahlgespräches eigentlich Japanisch-Unterricht bei unserem zweiten Japanisch-Lehrer hatte, was nicht weiter problematisch gewesen wäre, wenn ich nicht auch gerade an diesem Tag ein Referat zu halten gehabt hätte… So konnte ich den Unterricht nicht einfach ausfallen lassen und konnte nur vorher dem Japanisch-Lehrer bescheid sagen, dass ich zwischendurch raus müsste. Gleichzeitig hoffte ich, dass ich noch vorher schnell meinen Teil des Referates vortragen könnte und dann den Rest meinen Mitreferenten überlassen würde. Es war zwar sehr knapp, aber genau um 14:35 Uhr war ich mit meinem Teil fertig und konnte sofort zum Auswahlgespräch gehen.

Ich war schon den ganzen Tag furchtbar aufgeregt, wegen des Gesprächs, konnte gar nichts essen und das Referat nur mit zitternder Stimme vorlesen… Und jetzt saß ich umzingelt von sieben Dozenten und dem Herren vom Amt für Internationale Angelegenheiten der LMU im Stuhlkreis und war ihren Fragen ausgeliefert. Glücklicherweise konnte ich meine Stimme soweit stabilisieren, dass ich einigermaßen stotterfrei antworten konnte, doch viel musste ich gar nicht sagen.

Als erstes musste ich erklären, wie ich auf mein Forschungsvorhaben gekommen bin, was ja nicht schwer war.

Dann fragte mich der Dozent, den ich in der Tram getroffen hatte, ob ich auch mein Nebenfach VWL in mein Forschungsvorhaben miteinbeziehen wollte. Ich konnte ihm antworten, dass der wirtschaftliche Aspekt sicher eine Rolle beim Thema Sterbehilfe spielt, da ich erst am Morgen gelesen hatte, dass Japan in Zukunft ein ziemliches Demographie-Problem bekommen würde. Das heißt, dass Japan sich dringend Gedanken um die Alten- und Palliativpflege machen muss, da die Bevölkerung immer älter wird. Die volkswirtschaftlichen Probleme, die sich daraus ergeben, wollte ich aber zunächst aus meinem Forschungsvorhaben ausklammern. Nach dieser Antwort meinte mein Dozent nur noch grinsend, ich wüsste ja, dass er mich nur testen wollte. *g*

Als nächstes wollte eine Dozentin wissen, wie ich denn bei meinem Vorhaben vorgehen wollte und ob ich mir dafür ausreichende Japanisch-Kenntnisse zutraute. Natüüüürlich!! (Was anderes darf man darauf ja auch nicht sagen…) Außerdem gäbe es ja die Möglichkeit, Fragebögen vorher anzufertigen, anhand derer ich dann Interviews führen könnte und was mir an Fachvokabular noch fehlt, könnte ich ja lernen. Mit den erwähnten Fragebögen landete ich einen Volltreffer, denn damit bekam ich von ihr noch einen Tipp, den sie selbst erst von dem Kommilitonen, der vor mir im Auswahlgespräch war, erfahren hatte. Anscheinend gibt es eine „Testothek“, die Vorlagen für Fragebögen liefert und die ich ja auch nutzen könnte.

Damit waren die Fragen an mich, außer der Nachfrage, für welche Unis ich mich denn beworben hätte, auch schon erschöpft und ich durfte nach nur fünf Minuten schon wieder gehen. Das Gespräch lief also sehr gut und hinterließ ein gutes Gefühl bei mir, doch jetzt hieß es wieder abwarten…

Die Antwort kam dann gleich am nächsten Tag, womit ich nie gerechnet hätte, vor allem, nachdem unser Dozent uns später in der Tram noch sagte, das wir alle eine starke Show geliefert hätten und die Wahl wirklich schwierig wäre. Doch ich wurde für das Austauschprogramm OUSSEP der Osaka Daigaku ausgewählt, womit für mich wirklich ein Traum wahr wurde, da ich immer nach Osaka wollte. Allerdings war die Bewerbung damit noch nicht abgeschlossen, denn bis jetzt hatte ich nur das Auswahlverfahren des Japan-Zentrums überstanden…

Das Stipendium – Wie alles begann…

Januar 16, 2007

Gleich zu Jahresbeginn war es so weit: Endlich wollte ich mich um ein Stipendium für Japan bewerben. Abgabetermin für die Unterlagen im Japan-Zentrum der LMU war der 15. Januar und so begann ich, mein Forschungsvorhaben zu formulieren, was doch mehr Zeit in Anspruch nahm, als ich gedacht hatte…

Zunächst mussten noch Informationen gesammelt werden, damit ich mein Vorhaben gut begründen konnte und das bedeutete erst einmal viel lesen. Zum Glück wusste ich schon seit einiger Zeit, worüber ich forschen wollte. Da ich im Sommersemester 2006 ein Proseminar namens „Die Macht der Toten – Erinnern und Gedenken in Japan“ besucht hatte, das sich mit dem Umgang mit Tod und Sterben in Japan beschäftigte, habe ich schon einiges über Hirntod und Organspende in Japan gelesen und bin von diesen Themen aus auf das Thema Sterbehilfe in Japan gekommen. Dies wird zwar in Japan schon lange diskutiert, doch hier hat man von dieser Diskussion noch nicht viel mitgekriegt. Es handelt sich also um ein relativ unerforschtes Gebiet, das mich stark interessiert, denn ethische Fragen, vor allem in der Medizin, finde ich super spannend. So habe ich schon vor einigen Monaten beschlossen, mich mit Sterbehilfe in Japan zu beschäftigen, was vielleicht auch einmal zu einer Magisterarbeit werden könnte.

Aber nun musste, wie gesagt, erstmal ein Forschungsvorhaben daraus werden. Genügend Material hatte ich schon gesammelt und das musste „nur noch“ gelesen werden, was sich natürlich als zeitaufwändiger herausstellte, als ich dachte. Vor allem das Bioethics Cyber Laboratory der Waseda University war sehr hilfreich für mich, da es viele Texte des dortigen Professor Kimura online bereit stellt (manche sogar auf Deutsch). Das Schreiben des Forschungsvorhabens war so auch kein Problem und ich wäre sogar ein paar Tage vor der Abgabefrist fertig gewesen, wenn ich es nicht einer Freundin zum Drüberlesen gegeben hätte, die natürlich prompt noch ein paar Dinge daran auszusetzen hatte. Das Ändern nahm dann noch soviel Zeit in Anspruch, dass ich die Unterlagen erst extakt am 15. Januar abgeben konnte, aber das war ja auch in Ordnung.

Und dann begann das Warten…

Das kleine Weihnachtswunder von Wedel

Dezember 26, 2006

Nach dem Familientreffen am ersten Weihnachtstag bleiben wir am zweiten ganz gemütlich zu hause. Endlich wieder Ruhe… und Entspannung… kein Stress… …und Techno-Musik… Techno-Musik?? Ja, genau, die Nachbarn über uns (mein Vater behauptet zwar steif und fest, die Musik käme von unten, aber das kann ich nicht bestätigen) lassen schon morgens die Boxen dröhnen! Und sie haben so einen exquisiten Musik-Geschmack!! Es ist einfach sozial von ihnen, das gesamte 8-stöckige Hochhaus daran teilhaben zu lassen!!!

Aber es ist ja schließlich immer noch Weihnachten, das Fest der Liebe. Da wollen wir mal keinen Streit vom Zaun brechen und wohlwollend ein Ohr zuhalten… oder auch beide Ohren…

Und dann geschieht das Wunder: Die Polizei steht mit einem großen VW-Bus auf dem Parkplatz vor dem Haus und zwei Polizisten gehen darauf zu. Sie tragen etwas in den Händen. Es ist… eine Stereoanlage!!! Und da fällt es uns erst auf: Das Gewummer ist weg!

Leider können wir nur beobachten, wie die Polizisten irgendwelche Formulare ausfüllen und dabei immer wieder prüfende Blicke auf die Anlage werfen. Ob sich jemand wegen des Lärms beschwert hat? Aber warum wird dann gleich die ganze Anlage beschlagnahmt?? Befand sich etwa Diebesgut unter dem nachbarschaftlichen Weihnachtsbaum? Oder brauchen die Polizisten noch ganz dringend eine leistungsstarke Stereoanlage für ihre Weihnachtsfeier?
Wir können nur vermuten, was der Grund für diesen unerwarteten, stillen Segen ist, aber vielleicht hat ja das ein oder andere Stoßgebet zum Christkind geholfen.

Best Of Heiligabend

Dezember 24, 2006

Der Morgen

Lautstark „Frohe Weihnachten!!“ rufend weckt mein Vater mich um kurz nach neun. Verschlafen antworte ich: „Moagn, is noch ga nich Weihnachten… Is Heiligabend… oder vielmehr Heiligmorgen…“ und will mich noch mal umdrehen, aber mein Vater kennt kein Erbarmen und zieht mir die Decke weg. Da kommt auch schon mein Bruder rein, bewirft mich mit Gummibärchen (!) und quietscht mit seltsam verstellter Stimme: „Guten Moooorgen!“ „Womit hab ich das verdient…?“, denke ich mir und stehe auf…

Der Nachmittag

Meine Mutter hat sich nach dem Essen etwas hingelegt. Sie muss über die Weihnachtstage arbeiten und ist von ihrem Morgendienst kaputt. Ich versuche währenddessen, endlich in Weihnachtsstimmung zu kommen und versuche, meinen Vater und meinen Bruder zum Weihnachtslieder singen zu animieren.
Wo sind denn die CDs mit den Weihnachtsliedern hingekommen? Nach einigen Minuten Durchsuchen der CD-Sammlung meines Vaters finde ich sie endlich: Eine CD mit swingenden, zwar gut klingenden, aber relativ unbekannten Stücken, zwei CDs mit rockigen Weihnachtsliedern und eine CD mit Kinderchören, die Klassiker. Mein Vater hat keine Lust, die rockigen Lieder zu singen und so probieren wir eben die klassischen Weihnachtslieder. Ein Buch mit den Texten findet sich auch noch und so fangen wir an.
Schnell stellen wir fest, dass die Stimmlagen der meisten Stücke viel zu hoch für uns sind und versuchen es ohne CD. Mein Vater singt sowieso nur einige Textpassagen mit und mein Bruder brummt mit viel zu tiefer Stimme. Nach drei Liedern hat er keine Lust mehr und verlässt den Raum, um sich wieder seinem PC zu widmen. So singe ich dann alleine noch ein paar Lieder und mein Vater hört zu… und nickt ein… wird wieder wach, um mich kurz anzusehen und dann wieder einzunicken… Naja, was soll’s? Singe ich halt noch ein wenig für mich selbst als Vorbereitung für die Christmette…

Die Bescherung

Mein Bruder und ich sitzen im Wohnzimmer und lesen. Meine Mutter ist inzwischen wieder aufgestanden und will die Geschenke holen. Sie kommt mit einem großen Koffer herein und ist entsetzt, dass wir im Wohnzimmer sitzen. Wir sollen doch schließlich nicht mitbekommen, wie die Geschenke unter den Weihnachtsbaum kommen… Wir wollen allerdings nicht rausgehen und bleiben sitzen. Schließlich lässt sie sich dazu überreden, die Geschenke einfach unter den Baum zu legen, da wir ja längst wissen, dass die nicht vom Weihnachtsmann oder Christkind kommen und wir also genau so gut da bleiben können.

Der Abend

Die Zeit bis zur Christmette vertreiben wir uns damit, ein paar Folgen der Dittsche-DVD anzusehen, die mein Vater gerade bekommen hat. Viel zu spät, um noch einen Sitzplatz in der Kirche zu bekommen, gehen mein Bruder und ich los. Meine Mutter kommt nicht mit, da sie am nächsten Morgen wieder früh aufstehen und arbeiten muss und mein Vater hat keine Lust, drei Stunden lang in der Kirche zu stehen.
Macht nichts, denn es ist ja auch so schon viel zu voll und die Luft dementsprechend stickig… Und trotz der Bemühungen meines Nachbarn, ein Fenster zu öffnen, verlässt ein Mann mitten im Gottesdienst leise fluchend den Weihrauch geschwängerten Raum…
Mich stört das alles jedoch nicht, denn ich bin froh, dass sich auch bei mir jetzt endlich etwas Weihnachtsstimmung einstellt.

Frohe Weihnachten!

Oh, du fröhliche…

Dezember 22, 2006

Dieses Jahr ist die Weihnachtszeit so schnell vorbei gegangen, dass ich kaum etwas von ihr bemerkt habe. Die dreiwöchige Adventszeit, die der Kalender diesmal für uns vorgesehen hatte, verkürzte sich für mich aufgrund eines kurzen Krankenhausaufenthaltes auf zwei Wochen, weshalb alle Vorbereitungen schon bis Mitte Dezember abgeschlossen sein mussten.

Da ich irgendwann die glorreiche Idee hatte, sämtliche Verwandte und Freunde mit selbstgefilzten Kleinodien zu beglückten, hieß es bei mir also dieses Jahr nicht „in der Weihnachtsbäckerei“ sondern „in der Filzfabrik“.

Ein Buch mit Anleitungen hatte ich schon besorgt und traute mir zu, damit gleich loslegen zu können. Also flugs ein Kilogramm Märchenwolle bei ebay ersteigert und dann frisch ans Werk. Zugegeben, der erste Versuch war noch etwas zu viel Gepitscher, aber es kamen doch auch schon brauchbare Filzstücke dabei heraus. Allerdings dauert dieser ganze Filzprozess doch länger, als ich dachte und so machte ich mir anfangs etwas Sorgen, ob ich auch alle Stücke rechtzeitig fertig kriegen würde.

Letztendlich habe ich in jeder freien Minute gefilzt und so auch alles hinbekommen. Zwischendurch musste ich einige Nachtschichten einlegen (zumal die Fotocollage für meinen Vater auch noch zusammengestellt werden musste, wie mir plötzlich einfiel…) und der Uni-Kram blieb mal wieder auf der Strecke. Aber bis auf mein stetig wachsendes Schlafdefizit hatte ich viel Spaß dabei und werde bestimmt weiterfilzen (nachdem ich alles andere wieder etwas aufgearbeitet habe).

In diesem Sinne:

Oh, du fröhliche, oh, du stressige
Filzspaß bringende Weihnachtszeit